Das Thema des 1.Weltkrieges bringt für Jugendliche und Erwachsene Gedanken an große Schlachten, Soldaten und Waffen mit sich. Wie aber kann man diese Thema Grundschulkindern vermitteln, die mit dem Ersten Weltkrieg nur etwas Abstraktes, nicht wirklich lebensnahes verbinden?
Wir wollten daher in unserem Projekt einmal die Perspektive wechseln und den Fokus auf die Kinder, die kleinen Hände des Krieges richten. Eine ganze Generation wuchs während dieser schrecklichen Zeit auf und lernte die Welt so kennen, wie sie für unsere Schüler unvorstellbar scheint. Durch unser Projekt soll den Schülern zunächst nähergebracht werden, wie die Situation in Europa zur Zeit des Kriegsausbruchs war und wie in groben Zügen der Krieg ablief. Im Mittelpunkt solle aber stehen, was Krieg für die Kinder, Familien und Soldaten wirklich bedeutete und wie es wohl gewesen sein muss, in einem solchen zu leben. Indem wir uns mit einzelnen Kinderschicksalen aus sieben verschiedenen Ländern beschäftigen, haben sie die Chance, auf einer persönlichen und sie direkt ansprechenden Art und Weise, in diesen Teil der Geschichte einzutauchen und sich mit einigen Kindern dieser Zeit zu identifizieren. Sie erfahren so vom Kriegsausbruch, dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich, Kriegsgeschehnissen und schließlich dem Ende des Krieges und erkennen, wie wichtig der Schritt zu Frieden und Versöhnung ist. Des Weiteren soll ein Bogen in die heutige Zeit gespannt werden, mit dem gemeinsamen Europa, sowie den verschiedenen Institutionen und Programmen, die den Frieden sichern sollen.
Die fünf Tage gemeinsam im Elsass sollen den Kindern einen persönlichen Kontakt und ein Kennenlernen ermöglichen, aber auch die Gelegenheit bieten, gemeinsam an einem Thema zu arbeiten und ein Hörspiel zu erstellen.
Für die Begegnungsfahrt haben wir Colmar gewählt, da die Stadt zum einen von beiden Klassen einigermaßen gut erreichbar ist und zudem in der Umgebung mehrere Möglichkeiten bietet Geschichte von damals, mit den Schützengräben von Orbey, und die aktuelle Situation von heute, den europäischen Institutionen in Straßburg, hautnah zu erleben.
Programme
Ab den Herbstferien haben die Kinder zunächst Plakate und Steckbriefe zu Deutschland und Frankreich hergestellt, um sich mit dem Land und der Kultur des Partners auseinanderzusetzen und sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede herauszufinden.
Anschließend lernten sie, wie Europa zur Zeit des Ersten Weltkrieges aufgeteilt war, wie es zum Ausbruch des Krieges kam und welche Länder daran teilnahmen. Zudem erfuhren sie, welche Katastrophe es für die Bevölkerung darstellte und wie diese zu Hause litt. Durch Feldpost wurden ihnen auch die Aufgaben, Nöte und Gefühle der Soldaten bewusst. Die deutschen Schüler/innen beschäftigten sich dann intensiv mit acht Kinderschicksalen aus verschiedenen europäischen Ländern. Anhand der kurzen Filmepisoden erhielten sie Informationen über den Ablauf des Krieges und erfuhren vom Alltag und den Nöten und Ängsten der Kinder in ganz Europa.
Die französische Klasse beschäftigte sich währenddessen ausführlich mit Feldpost an und von Soldaten und erfuhr so vom Kriegsalltag.
Ab Dezember baute sich auch eine Brieffreundschaft zwischen der französischen Klasse aus Saint-Girons d’Aiguevives und der Französisch-AG der Fried-Lübbecke Schule auf. So hatten die Kinder die Möglichkeit sich schon vor der Begegnungsfahrt ein bisschen kennenzulernen.
Dieser Kontakt wurde nach der Begegnungsfahrt noch fortgesetzt. Zudem gab es eine Projektwoche, in denen die Kinder noch Plakate hergestellt haben, um den Eltern das Gelernte über den Ersten Weltkrieg, aber auch die Erlebnisse der Fahrt zu präsentieren.
Déroulement du projet
Die Begegnungsfahrt nach Colmar fand in der ersten März-Woche statt. Es nahmen 18 deutsche und 20 französische Schüler daran teil.
Das Treffen sollte die Möglichkeit bieten, mehr über den Ersten Weltkrieg zu erfahren und eine gemeinschaftliche deutsch-französische Präsentation in Form eines Hörspiels zu erstellen. Dazu wurden exemplarisch, aus einer Film- Dokumentation - Reihe von 14 Tagebüchern (in Coproduktion von arte), ein deutsches und ein französisches Kinderschicksal ausgewählt und intensiv besprochen. Die Schüler/innen sahen kurze nachgespielte Filmausschnitte, hörten Zitate und erfuhren etwas über die allgemeinen Umstände. Den Schülern wurde so aufgezeigt, dass das Leiden, die Ängste und Nöte aber auch die Wiedersehensfreude nach dem Krieg auf beiden Seiten ähnlich waren und nicht ein Schuldiger und Böser benannt werden kann, sondern alle ihren Teil im Krieg leisten und jeder mit den Folgen leben musste.
In gemischten Kleingruppen bekamen die Kinder dann vorbereitet Szenen vom Anfang, der Mitte und dem Ende des Krieges ausgeteilt. In Anlehnung an die besprochenen Tagebücher, waren die zwei Protagonisten ein französischer Junge und ein deutsches Mädchen, dessen Väter und Brüder in den Krieg ziehen mussten. Nachdem sich alle gemeinsam auf Namen und Orte des Geschehens geeinigt hatten, mussten die Kinder dann die Gespräche und Gedanken der Kinder und ihrer Familien aufschreiben. Am nächsten Tag wurden dann die Rollen verteilt und von allen zusammen das Hörspiel aufgenommen.
Neben der Arbeit am Projekt sollten die Kinder natürlich auch Zeit haben, sich gegenseitig kennenzulernen, von der Kultur und Sprache der Partner mehr zu erfahren und ihre Kenntnisse in diesem Bereich zu erweitern. Außerdem sollten sie die Möglichkeit haben einige Städte im Elsass zu besichtigen und geschichtlich wichtige Orte kennenzulernen. Daher besichtigten wir die Schützengräben „le linge – der Lingekopf“ bei Orbey. Die Gedenkstätte steht unter Denkmalschutz und ist ein Ort, an dem bis Kriegsende Stellungskämpfe stattfanden. Besonders schwere Kämpfe fanden in der Zeit von Juli bis Oktober 1915 statt, in der 17000 Soldaten ihr Leben verloren. Für die Kinder war es spannend zu sehen, wie ein Schützengaben aufgebaut ist und wie nah die Gräben der Deutschen und der Franzosen beieinander lagen. Sie konnten sich genauer vorstellen, wie das Leben dort ablief und welchen Gefahren und Unannehmlichkeiten die Soldaten in den Kämpfen aber auch durch die Natur ausgesetzt waren.
Um den Kinder auch den wichtigen Aspekt des Friedensgedankens begreifbarer zu machen, verbrachten wir einen Tag in Straßburg, wo wir eine Führung durch den Europarat hatten, eine Rallye durch das Europaviertel machten und die europäischen Institutionen kennenlernten. Die Schüler/innen erfuhren, wie in Europa gemeinsam am Zusammenleben und der Erhaltung des Friedens gearbeitet wird und wie wichtig dieser Prozess ist.
Zudem durften wir, aufgrund unseres besonderen Projekts, auch den Fernsehsender arte besichtigen und hautnah deutsch-französische Zusammenarbeit erleben.
In Colmar erkundeten wir die Stadt zuerst bei einer kleinen Bootstour, bevor wir zu Fuß eine Stadtrallye machten. Wir besichtigten auch das Spielzeugmuseum, in dem die Kinder die Möglichkeit hatten, altes Spielzeug anzuschauen und auch selber mit ihren Partnern Spiele auszuprobieren.
Ein gemeinsamer Abschlussabend rundete die Begegnung der Kinder ab und alle fuhren mit vielen Eindrücken und neuen Freundschaften zurück nach Hause.